Die gruseligsten Vermieter*innengeschichten vom 31.10.2025 – boohoo – hier zum Nachlesen und -hören.

Pressemitteilung Bündnis United Capitulation

Ca. 45 Menschen folgten an jenem Halloweenabend dem Aufruf um gruselige Vermieter*innen das Gruseln zu lehren. Manch Anwohner*in lauschte gespannt den Redebeiträgen. Aufgrund der anwesenden Menge an Teilnehmenden entschloss man sich schlussendlich für eine örtlich zu verbleibende Kundgebung. Hier die einzelnen Beiträge (nicht chronologisch) boohoo …

  • Redebeitrag von T6 (Audio)
  • Redebeitrag Gruppe CG Enteignen
  • Redebeitrag E97

  • Interview mit einem*r Mieter*in Sven Schwarzats
  • Redebeitrag Vernetzung Vision Häuser

Vielen Dank an alle anwesenden Geister, Gespenster und Teilnehmenden der Kundgebung. Ihr wart gruselig aber nicht so gruselig wie die beiden (ehemaligen) Geschäftsführer der United Capital RE GmbH Sven Schwarzat und Kevin Rader – die Bösestraße 5 hat vor erzaudern gewackelt … bis nächstes Jahr zur nächsten Gruseldemo. Nominierungen für die gruseligsten Vermieter*innen 2026 werden bereits jetzt entgegen genommen, meldet euch bei https://www.instagram.com/il_leipzig/

Bildquellen: www.united-capitulation.de

Offener Brief an die Leipziger Stadtgesellschaft (Oktober 2025)

Sehr geehrte Leipziger Öffentlichkeit,

wir sind erzürnt und ratlos. Was in Leipzig aktuell passiert – was sich nicht unbedingt zum Guten entwickelt – das frustriert.

Gemeint ist neben den vielen gesellschaftspolitisch besorgniserregenden Entwicklungen gerade jene im Wohnungswesen. Fassen wir mal kurz zusammen was verschiedene Mieter*innen und Einwohner*innen der Stadt Leipzig seit ca. vier/fünf Jahren zu ertragen haben. Eine Gruppe von recht jungen „Immobilienentwickler*innen“ kauft in verschiedenen Konstellationen Immobilien auf, täuscht als „Privatvermieter*in“ Eigenbedarf vor (Edit 2.11.25: LVZ vom 20.4.2025: […] „Kevin Rader von United Capital hat damals die Wohnung erworben. Er behauptete, dass er selbst einziehen wolle“, berichtet sie […]) oder setzt Mieter*innen mit permanenten Nachfragen ob diese nicht für eine Auslöse ausziehen würden massiv unter Druck.

Das Konglomerat um die United Capital RE GmbH bzw. deren (ehemalige) Geschäftsführer Kevin Rader und Sven Schwarzat machen stadtweit immer wieder die Runde. Kevin Rader schrieb unter anderen auch unter Vortäuschung falscher Tatsachen Eigentümer*innen an um weitere Wohnungen in Eigentümer*innengemeinschaften erwerben zu können (siehe Kreuzer Stadtmagazin 9.12.22: „Ungewöhnliche Briefe„): Schulze-Boysen-Straße/Oststraße 24 und Schletterstraße 14 sowie Blochmannstraße 15 und weitere.

Nach Erwerb läuft die Umgestaltung der Wohnungen auch und gerade in Gebieten der Sozialen Erhaltungssatzung stringent nach stets dem gleichen Muster ab: Umbau in Mehrzimmerappartements und teure Weitervermietung mittels Einzelzimmermietverträge – da teilmöbliert mit nicht wertigen Zubehör vom Discounter – um ein Vielfaches – die Not von Studierenden und Menschen in prekären Situationen ausnutzend. Die Verwaltung ist rat-, vor allem aber machtlos. Brandschutz scheint in den durch Gipskartonplatten zerteilten Massenunterkünften überhaupt keine Rolle mehr zu spielen.

Dutzende Presseartikel in der deutschsprachigen Medienlandschaft zeugen vom unlauteren Geschäftsgebaren der beiden (ehemaligen) Geschäftsführer der United Capital RE GmbH – allein dieses Jahr erschienen bereits mehr als dreizehn Artikel in der LVZ über die unwirtlichen Zustände in den umgewandelten Objekten und welche die den Mietwucher dort thematisieren. Die stetig sich zuspitzende Situation auf dem Wohnungsmarkt wird rücksichtslos ausgenutzt und somit trägt dieses Firmenkonglomerat zu deren Verschlimmerung wesentlich mit dazu bei. Klar dass man eine seiner Firmen im unweit gelegenen Steuerparadies Lützen anmeldet anstatt als Leipziger„Immobilienentwickler“ auch in der gleichen Stadt Gewerbesteuern zu leisten, in der man auch hauptsächlich tätig ist. Vielfache Anfragen im Leipziger Stadtrat, mehrere Ordnungswidrigkeitsverfahren, unrühmliche Porträts im Zeit Campus Magazin, Spiegel TV und MDR Exakt legen auch hier beredtes Zeugnis von der Unwirtlichkeit der Städte – wie Alexander Mitscherlich eins seiner stadtsoziologischen Werke nannte – ab.

Dass derselbe Geschäftsführer um die Jahreswende 2021/2022 die Leipziger Unizeitung luhze in ihrer freien Berichterstattung juristisch einschränken wollte, weil diese kritisch über die Zustände (auf Seite 5 der Dezemberausgabe 2021) in den von Schwarzat und Rader gekauften Wohnobjekten berichtete, passt dann nur zum Bild hinterfragungswürdiger Investor*innen, denen es nur um Profit anstatt um wohnliche und faire Zustände in ihren Häusern zu gehen scheint.

Edit 31.10.2025: Über diesen SLAPP Versuch berichtete auch das ZDF Neo Magazin Royale am 24.11.2023 (Link hier, ab Minute 14:37).

Eine soziale Verantwortung und ein gewisses Maß an moralischen Grundsätzen scheinen hier vollständig zu fehlen. Und warum bzw. wieso ist so etwas überhaupt möglich? Können wir uns das wirklich leisten? Können wir es uns erlauben zuzuschauen wie eine lebenswerte Stadt und „günstiger“ Wohnraum durch Abverkauf und Umgestaltung förmlich beseitigt wird? Ende 2024 warf die CDA (also der „soziale“ Flügel der CDU) die Frage nach bezahlbarem Wohnraum auf und stellte genauso wie der Deutsche Mieterbund folgendes fest: „[D]ie Knappheit an Wohnraum [betrifft] nicht nur die finanziell Schwächsten, sondern erfasst inzwischen auch die Mittelschicht“ (Quelle: hier). Das Chaos aufgrund einer zunehmend komplexer werdenden politischen Weltlage, welches derzeit in vielen gesellschaftlichen Bereichen besteht, nutzen Rader und Schwarzat aus, in dem sie in Sozialen Erhaltungssatzungsgebieten, die ja einen besonderen Schutz in der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung genießen, teils bauordnungsrechtlich nicht korrekt Zimmer zerteilen und damit auch die soziale Zusammensetzung der über Generationen gewachsenen Mehrfamilienhäuser und Viertel runinieren. Das BauGB (§34) und die Landesbauordnung (SächsBauO) geben hier klar vor, dass die Behörde eine Rückbauverfügung anordnen kann, wenn bei bestehenden Gebäuden baurechtswidrig agiert wurde, der Brandschutz in Gefahr gerät oder „die Nutzungsart nicht in das vorhandene Baugebiet passt“ (Quelle: hier).
Über das Kulturdenkmal Harnackstraße 10 (Quelle: hier) im Leipziger Stadtteil Reudnitz wurde in der Presse bereits ausführlich berichtet, aktuell ist dort das mit vielerlei Namen zugeklebte Klingelknopfbrett an der Hauseingangstür lose und es hängt ein Draht heraus. Ursprünglich lebten im Haus vier bis sieben Kinder, die nun aufgrund des Auszugs zweier bzw. drei Familien nicht mehr auf dem Hof zusammen spielen werden. Durch die neu geschaffenen Studierendenappartements und der damit einhergehenden Nebenerscheinungen -halbjährlich wiederkehrende Ein- und Auszüge zu Semesterwechsel inkl. regem Begängnis im Treppenhaus auch zu später Stunde – wurde es unwohnlich und man zog aus. Das kann nicht im Interesse einer durch Vielfalt geprägten Stadt sein. Und auch in der Arthur-Hoffmann-Straße 93 in der Leipziger Südvorstadt zog mindestens eine Familie aus, weil sie dem Druck nicht standhalten wollten, was freilich mit eingeplant ist und die typische Begleitmusik eines solchen Umwandlungsprozesses bedeutet.

Edit 28.10.2025:

Nach Aussagen eines*r Bewohner*in der Arthur-Hoffmann-Straße 93 zogen seit dem Aktivwerden Sven Schwarzats im Objekt insgesamt sieben Parteien im Vorderhaus und fünf im Hinterhaus aus. Ein älteres Ehepaar und eine Familie mit Kindern: „Wären alle da geblieben dann wäre das schöner gewesen…“ (Zitat aus Nachricht vom 27.10.2025, 14:20 Uhr). Und weiter:

„Es wäre besser gewesen, wenn alle bisherigen Bewohnerinnen im Haus hätten bleiben können. So hätte sich die gewachsene Gemeinschaft weiterentwickeln können, anstatt auseinandergerissen zu werden.
Die neue Hausgemeinschaft ist nun durch eine hohe Fluktuation geprägt. Oft weiß man gar nicht, wer derzeit im Haus lebt, was zu einer zunehmenden Entfremdung unter den Bewohnerinnen führt.
Besonders bedauerlich ist auch, dass der Käseladen ausziehen muss. Er hat wesentlich zur Lebendigkeit des Kiezes beigetragen und das Viertel zu einem besonders lebens- und liebenswerten Ort gemacht. Leider werden die Belange Einzelner über die Belange der Allgemeinheit gestellt… Sehr traurig das hier nicht aktiv eingeschritten wird“
(28.10.2025, 15:14 Uhr).

Rader und Schwarzat haben mehrfach gegen bestehende Vorschriften in Bezug auf eine notwendige Antragsstellung und die Einhaltung des Bauordnungsrechts verstoßen. Hat die Stadt Leipzig die aktuellen Angebote auf der Seite wg-gesucht.de dahingehend überprüft? Was ist da los in der Bautzmannstraße/Cranachstraße/Demmeringstraße/Engertstraße/Merseburger Straße/Schmiedestraße/Schützenhausstraße und Viktoriastraße (Edit 30.10.25 plus Flemmingsstraße, Bischofstraße sowie William-Zipperer-Straße) um nur die zu nennen, in denen aktuell umgebaute Zimmer in Satzungsgebieten angeboten werden bzw. wurden? Wie schaut es in Bezug auf die umgebauten bzw. zusammengelegten Wohnungen in der Harnackstraße 10, Josephinenstraße 10 und Schulze-Boysen-Straße/Oststtraße 24 aus? Seit fast einem Jahr schon liegt bei der Landesdirektion Sachsen ein Ordnungswidrigkeitenverfahren (siehe hier und hier) aufgrund eines Widerspruchs durch genannte Geschäftsführer. Wie lange dauert es in Sachsen eigentlich bis eine Rückbauverfügung, welche eine Behörde verfügt hat durchgesetzt wird? Es ist ein fatales Zeichen für die Leipziger Öffentlichkeit diese Vorfälle nur lax zu verfolgen und nicht konsequent zu ahnden. Wir unterstellen niemanden die Verschleppung sorgsam zu überprüfender Verfahren aber Priorität scheint der Mieter*innen- und Denkmalschutz in Bezug auf den Bestand in Satzungsgebieten nicht gerade zu haben. Dass dieses Umbauspektakel dann natürlich auch noch weitere Kreise zieht und sich bis nach Gohlis in die Georg-Schumann-Straße 155 sowie die Fichtestraße 20 und die Arthur-Hoffmann-Straße 93 in der Südvorstadt erstreckt versteht sich ja dann quasi auch von selbst. Hauptsache ganz schnell Profit machen und Mieter*innen und Stadtgesellschaft vor vollendete Tatsachen stellen. Der soziale Frieden und das generationsübergreifende Miteinander in der Verschiedenheit von Lebensläufen und -entwürfen findet keine Würdigung in einem rein auf privaten Anlagekapital orientierten Wohnungsmarkt. Jede*r Architekt*in oder Städteplaner*in kann hier nur mit dem Kopf schütteln. Zukunftsorientiert und auf ein auf Nachhaltigkeit beziehendes faires Miteinander sehen jedenfalls anders aus.

Was wir als Mieter*innen und damit Teil der 86% der Leipziger Stadtgesellschaft in dieser Angelegenheit fordern, soll hier kurz zusammengefasst sein.

1. Klare Linie bei der Durchsetzung der vom Stadtrat beschlossenen Sozialen Erhaltungssatzung bzw. Schutz der in diesen Gebieten lebenden Mieter*innen. 

-> BauGB §172 I Nr. 1 und 2 regelt: „Erhaltung der städtebaulichen Eigenart des Gebiets auf Grund seiner städtebaulichen Gestalt […] Erhaltung der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung.“ i.V.m: §34 III BauGB: „Würdigung nachbarlicher Interessen [müssen] mit den öffentlichen Belangen vereinbar [sein].“

2. Transparente und konsequente Verwaltung die mutig ist gegen Verstöße schnell vorzugehen, diese dementsprechend ahndet und proaktiv in Dialog mit Betroffenen tritt. 

->BauGB §213 I Nr. 4 regelt: „Ordnungswidrig handelt, wer […] eine bauliche Anlage im Geltungsbereich einer Erhaltungssatzung (§ 172 Absatz 1 Satz 1) […] ohne Genehmigung rückbaut oder ändert.“

3. Gewerbeuntersagungen bei wiederholten Rechtsverstößen im Bauordnungsrecht gerade bei „Wiederholungstätern“ wie Rader und Schwarzat, welche im Konglomerat als Gruppe agieren. 

-> GewO §35 regelt: „Wenn Tatsachen vorliegen, die auf die Unzuverlässigkeit des Gewerbetreibenden oder einer leitenden Person hinweisen und eine Untersagung zum Schutz der Allgemeinheit oder der Beschäftigten erforderlich ist, wird die Behörde das Gewerbe ganz oder teilweise untersagen.“ 

An dieser Stelle sei auch nochmal explizit dem Verwaltungsstandpunkt aus der Beantwortung der Stadtratsanfrage VIII-F-01350-AW-01 widersprochen. Die Antwort auf die Anfrage der Grünen Fraktion ist schlichtweg nicht korrekt:

Gewerberechtlich kann eine Unzuverlässigkeit erst mit einer rechtskräftigen Verurteilung geprüft und erteilt werden. Allein der Verdacht oder die Vermutung ist für eine gewerberechtliche Maßnahme nicht ausreichend.

Mehrere (abgeschlossene) Ordnungswidrigkeitsverfahren (die teils Rückbauauforderungen beinhalteten) und mindestens eine Nutzungsuntersagung (Demmeringstraße 100A) sprechen hier seit langem Bände. Aktuell überprüft das Sozialamt auch Fälle in Bezug auf Mietwucher nach §5 Wirtschaftsstrafgesetz 1954. Es ist frappierend, dass man hier der Verwaltung erst den Untersuchungsgrundsatz nach §24 VwVfG erklären muss bevor etwas passiert.

Edit 2.11.25: Mittlerweile gibt es mindestens für eine*n ehemalige*n Mieter*in, welche*r nach Auszug auf die Mietkaution wartete einen kleinen Erfolg. Das Versäumnisurteil gegen Sven Schwarzat gab dem*der ehemaligen Mieter*in G.F. Recht, die Kaution muss zurückgezahlt werden. Eine vollstreckbare Ausführung des Titels ist/wird beantragt. Aktenzeichen 133C/3855/??.

4. Aufstellung eines Zukunftsplanes zur Unterstützung des Sozialamts bei der Überprüfung von Mietwucherverstößen. Durch unrechtmäßig überhöhte Mieten gehen der Stadt aufgrund der Auszahlung des Wohngeldes unnütz Finanzen verloren. Bei nachgewiesenem Mietwucher konsequent Strafen verhängen!

-> WStG 1954 §5 I regelt: „Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder leichtfertig für die Vermietung von Räumen zum Wohnen oder damit verbundene Nebenleistungen unangemessen hohe Entgelte fordert.“ i.V.m. §291 I Nr. 1 und 4 StGB: „Wer die Zwangslage, die Unerfahrenheit, den Mangel an Urteilsvermögen […] eines anderen dadurch ausbeutet, daß er sich […] für die Vermietung von Räumen zum Wohnen oder damit verbundene Nebenleistungen […] Vermögensvorteile versprechen oder gewähren läßt, die in einem auffälligen Mißverhältnis zu der Leistung oder deren Vermittlung stehen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“

 Anmerkung: Es handelt sich hier um einen Offizialdelikt. Wucher ist eine Straftat, die dem staatlichen Strafanspruch unterliegt und von der Staatsanwaltschaft oder der Polizei von sich aus verfolgt werden kann, also kein Antragsdelikt darstellt. 

Mit Thomas Hobbes gesprochen: „[J]edes Gesetz, das eine Wirkung haben solle, müsse […] zweierlei enthalten: zum einen das Verbot, ein Unrecht zu tun, zum anderen die Strafandrohung für den, der es dennoch tue“. (Zitiert nach Armin Engländer. Zeitschrift Rechtswissenschaft Heft 2. 2013. Jahrgang 4. Baden-Baden. Seite 193) 

Wollen wir also wirkungsvolle Gesetze haben, welche Mieter*innen schützen sollen müssen (baurechtliche) Verstöße zeitnah geahndet werden.

Daher fordern wir mit Nachdruck von OBM Burkard Jung, dass er sich explizit dieser Causa annimmt und zur s.g. Chef*innensache macht. Was nämlich passiert wenn man solche wichtigen Themenfelder in der Stadtpolitik vernachlässigt sieht man aktuell an den Fällen Christoph Gröner und René Benko die auch und gerade in Leipzig viel Staub und Verwüstung hinterlassen haben. An Jürgen Schneider erinnert man sich in Leipzig auch noch.

Wir erwarten Antworten und wünschen uns einen offenen Dialog anstatt wie bisher teils ausweichende Verwaltungsstandpunkte, die aus dem Gesetzestext selbst zu erschließen sind.

Edit 28.10.2025: Seit heute ist die Dokumenation „Crashkurs für Immobilienhaie“ in der ARD/SWR Mediathek online. Die satirische Doku ist der Auftakt zur Kampagne #besserwohnen und thematisiert das moralisch verwerfliche Agieren Sven Schwarzats beim zerteilen von Wohnraum (ab Minute 38). Die Harnackstraße 10 ist hier als Beginn der Doku und Beginn des Kampagnenstarts zu sehen. Weitere Informationen hier.

Bündnis von Mieter*innen der #unitedcapitulation Konglomerate sowie Unterstützer*innen

Presse zum Thema

2025 – eine 14er WG in der Demmeringstraße 100a Leipzig-Lindenau sorgt für Aufsehen

2025 – Mieter*innen beginnen sich zu wehren gegen Verwertungskündigungen

Die zahlreichen LVZ Artikel hinter der Paywall scheint es – hier – auch zum lesen zu geben.

Wogegen wir uns wehren

Wer im Januar 2022 die Medienberichte in und über Leipzig aufmerksam verfolgt hat, dem oder der könnte mitunter aufgefallen sein, dass ein recht junges Immobilienunternehmen durch augenscheinlich fragwürdiges Agieren ins Rampenlicht der Öffentlichkeit trat. Die United Captital RE GmbH Leipzig präsentiert sich als seriöses Unternehmen, das Wohnraum für Studierende schaffen. Dabei gestaltet es Wohnungen in einer Weise um, die wie folgt kurz beschrieben wird. Wohnraum, der seinen Bewohner*innen teils über Jahrzehnte zum Zuhause wurde, wird durch United Capital in beengte Studierendenappartments umgewandelt. Im Kontext des Unternehmens taucht auch die Immobilienfirma Immohub auf, an der die Geschäftsführer von United Capital mit Beteiligungsfirmen zu insgesamt 50 % beteiligt sind.
Mehrfach soll United Capital oder seine Geschäftsführer Kevin Rader und Sven Schwarzat mittels angedeuteten Eigenbedarf („Na klar: würde die Wohnung gerne selbst nutzen“ siehe mdr exakt Bericht vom 2.2.22) versucht haben, Bestandsmieter*innen so aus ihren Wohnungen zu drängen. Uns ist mindestens ein Fall bekannt, bei dem ein solches Kündigungsschreiben durch den Mieterverein geprüft wurde. Dabei wurde festgestellt, dass das Schreiben nicht rechtens war und so zurück gewiesen werden konnte.Doch manche ließen sich bereits schon bei der kleinsten Andeutung von Eigenbedarf einschüchtern, suchten sich Alternativen und zogen voreilig aus. Andere ließen sich mittels Aufhebungsvertrags zu vergleichsweise geringen Summen rauskaufen.

> Darum empfehlen wir allen Betroffenen, sich durch solche Ankündigungen nicht einschüchtern zu lassen, sich beim Mieterverein Leipzig zu melden und die Schreiben professionell prüfen zu lassen. Jede Kommunikation mit dem Unternehmen und ihren Protagonist*innen sollte schriftlich geführt werden, jede Handlung, Ansprache und jeder ungewöhnliche Vorfall sollten dokumentiert werden! Dazu eignen sich Gedächtnisprotokolle oder so genannte Hausbücher in die alles eingetragen wird. Altvermieter*innen und Hausverwaltungen sollten dringlichst auf die Einhaltung der Bestimmungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hingewiesen werden. Niemand darf einfach eure Telefonnummer oder Emailadresse weitergeben. In Treppenhäusern abgelegte Schriftstücke haben keine rechtliche Wirkung. Im Schriftverkehr ist auf die allgemeine Form – Ort, Datum, Adressat und Absender mit Unterschrift zu bestehen!

Zahlreiche der Wohneinheiten von United Capital bzw. privat erworbene Wohnungen der beiden Geschäftsführer liegen in so genannten sozialen Erhaltungsgebieten, die Stadt Leipzig beziffert diese auf 23. In den bisher acht Sozialen Erhaltungsgebieten soll die Bestandsbevölkerung vor Verdrängung geschützt werden. Laut der Stadt Leipzig darf „Vorhandener Wohnraum in Gebieten Sozialer Erhaltungssatzungen […] nicht in einer Weise verändert werden, dass er für die im Gebiet ansässigen Bevölkerungsgruppen nicht mehr geeignet ist. Darum stehen Rückbau, Nutzungsänderungen und Änderungen baulicher Anlagen unter einem Genehmigungsvorbehalt der Stadt. Das bedeutet, dass Eigentümer*innen verpflichtet sind, alle diese Bauvorhaben vorab durch die Stadt genehmigen zu lassen. Dazu gehören auch Maßnahmen, die nach sächsischer Bauordnung keiner Baugenehmigung bedürfen“. Scheinbar hat United Capital in mindestens einem Fall gegen die Regeln der Erhaltungssatzungen verstoßen. Im April 2022 antwortete die Stadtverwaltung auf eine Stadtratsanfrage, dass im Hinblick auf die Bautätigkeit ohne erforderliche Genehmigung geprüft wird ob ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen United Capital einzuleiten ist.

> Falls deine Wohnung in einem Erhaltungsgebiet liegt und United Capital oder ihre Geschäftsführer diese gekauft haben oder im Begriff sind zu kaufen oder sich dort baulich zu schaffen machen, melde dich umgehend beim Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung (AWS) und frage nach, ob es hierfür eine Baugenehmigung gibt! Umbauten sind genehmigungspflichtig! Nur wenn Anwohner*innen, Nachbar*innen oder Betroffene diese Veränderungen melden und dem AWS gleich auch noch die Hausverwaltung der betreffenden Wohnungen benennen, kann eine Überprüfung der Rechtmäßigkeit stattfinden.

Das Unternehmen betätigt sich in Ankäufen und wirbt auf seiner Facebookseite recht unverhohlen mit fiesen Praxen: „Wir suchen Wohnungen, Einfamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser bis zum Volumen von 3 Mio. Euro pro Projekt. Gern auch ,Problemobjekte‘mit schwierigen Mietern, Renovierungsbedarf oder Ähnliches“ (LZ vom 19.1.22). Das Kapital wirbt United Capital auch von Co-Investoren ein und verspricht Renditen von 9 bis 12 %. Mit Blick auf den Bundesweiten Durchschnittswert, den die sogenannten „Immobilienweisen“, renommierte Ökonomen, die jährliche Einschätzungen zum Immobilienmarkt anfertigen, für 2021 auf 3,8% bezifferten, ist dieses Renditeversprechen mindestens unseriös und legt unlautere Geschäftspraxen nahe.

Die aufgerufenen Mietpreise für die kleinen Zimmer – in der Harnackstraße 10 in Reudnitz beispielsweise über 17,50 Euro oder 270 Euro für ein 7-Quadratmeter- oder 310 Euro für ein 10-Quadratmeter-Zimmer – legt nahe, dass United Capital mit fiesen Entmietungspraxen maximalen Profit aus Studierenden herauspressen will.

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Wir wollen mit diesem Blog auf die Geschäftspraxis von United Capital und seinen Protagonist*innen hinweisen, Betroffene animieren sich zu wehren und sich zu vernetzen! 
Kontakte: 
Mieter*innen- und Betroffenenvernetzung: vernetzung@linxxnet.de

Aktualisiert: Parlamentarische Anfragen zum Thema

Im Stadtrat

Die Antworten zu den Anfragen im Stadtrat befinden sich im Allris System immer unten unter „Stammbaum“ und sind mit „AW“ selbsterklärend extra gekennzeichnet:

Im Landtag

Sonstige Anfragen

Beschlussvorlagen im Stadtrat Leipzig

Mögliche Strategie(n) wenn Immobilieninvestor*innen euer Haus kaufen (wollen)

Das Bündnis United Capitulation möchte mit diesem kleinen Leitfaden Menschen helfend unterstützen, die sich in der unschönen Situation befinden, dass sie bald ihren Wohnraum verlieren (könnten) oder allgemein wenn Vermieter*innen unangenehm agieren. Lehnt euch also zurück und entspannt. Es ist nicht alles so schlimm wie es zunächst scheint.

Größte Pflicht der ersten Stunde: Tief durchatmen und Ruhe bewahren!

Ihr habt einen gültigen Mietvertrag und als Mieter*innen Rechte! 

Mit eurer Situation seid ihr nicht allein. Redet mit anderen Menschen darüber und verbündet/solidarisiert euch. Im günstigsten Fall gibt es bereits bestehende Netzwerke die einem weiterhelfen mindestens aber wichtige Tipps für den Anfang geben können.

In Leipzig sind das zum Beispiel die Mieter*inneninitiative www.vernetzungsued.de sowie www.leipzig-stadtfueralle.de.

Eine bundesweite Kampagne für die Rechte von Mieter*innen ist www.mietenstopp.de.

Wie sich in Leipzig einzelne Häuser bereits mehrfach und seit Jahren erfolgreich gegen Entmietung verteidigen konnten kann man auf den folgenden Internetseiten nachvollziehen. Die Reclamstraße 51 in Neustadt-Neuschönefeld berichtet auf www.entmietung51.de von ihren Erfahrungen. Und auch in Connewitz im Leipziger Süden in der Thierbacher Straße 6 muss man sich seit Jahren mit dem Thema Entmietung beschäftigen und entwickelte daraufhin bestimmte Strategien. Ein weiteres extremes Beispiel für einen Mietrechtskampf ist das Geschehen rund um die Kantstraße 55-63b in der Leipziger Südvorstadt.

In der tollen Hausgemeinschaft im Eckhaus Frommannstraße/ Augustenstraße stehen Menschen gemeinsam zusammen für den Versuch auf dem „Wohnungsmarkt“ im Interesse von Mieter*innen zu agieren. Die vergemeinschaft frauguste ist im Leipziger Stadteil Reudnitz aktiv und rundet damit das Bild einer engagierten Leipziger Stadtgesellschaft ab.

Update 2024/2025: Die vergemeinschaft frauguste konnte ihr Haus mit Hilfe der SoWo kaufen und sucht weiterhin Unterstützer*innen die mittels Kurzkredite das Projekt mit tragen wollen/können.

Weitere nützliche und spannende Seiten finden sich auf der Kampagnenseite der Bürgerinitiative Bürgerbahnhof Plagwitz erhalten unter Vernetzung, so zum Beispiel die Mietergemeinschaft Schönefelder Höfe, welche sich für die Mieter*innenrechte von Vonovia-Mieter*innen einsetzt.

Eine sehr wichtige Empfehlung unsererseits ist es, dass ihr alle in den Mieterverein Leipzig eintretet. Ein Antragsformular befindet sich auf deren Seite. Bei WGs sollten nach Möglichkeit alle im Haushalt lebenden Menschen eintreten. Jeder Haushalt sollte günstigstenfalls Mitglied sein.

Falls ihr Studierendenstatus habt vergesst nicht, dass es beispielsweise den Student*innenRat der Universität Leipzig gibt, der euch in der Mietberatung auch in Bezug auf solche Themen weiterhelfen kann.

Meldet euch dort umgehend. Vereinbart so schnell wie möglich einen Beratungstermin. Keine Zeit verschwenden! Es ist wichtig einen fachlichen Überblick zu bekommen und Rechtssicherheit zu erlangen.

In Leipzig-Lindenau gibt es die Leipziger Erwerbsloseninitiave (LEZ), welche ein eingetragener Verein und von der Stadt Leipzig mit der Beratung von Mieter*innen beauftragt worden ist.

Außerdem gibt es in Leipzig Connewitz die Mietsprechstunde zu der man sich per Email vorher anmelden kann: fuerdaspolitische[ät]riseup.net. Sprechzeiten und Orte sind folgende. Jeweils erster und dritter Dienstag im Monat in der Wolfgang-Heinze-Straße 22 bzw. Brandstraße 15 (linXXnet). Bitte Mietvertrag, Nachträge und Schriftverkehr mitbringen nicht vergessen.

Wenn ihr euch wirklich sicher seid, dass ihr in eurem alten zu Hause/Heim wohnen wollen bleibt und eine gewisse Resilienz auch bereit seid aufzubauen, gibt es in diesem Fall jetzt nur noch eins: 

Öffentlichkeit schaffen!

Viele scheuen das, sind unsicher, was sie sagen dürfen und was nicht. Auch sind Menschen in der Regel so veranlagt, dass sie nicht viel investieren wollen. Wie schon gesagt, ihr habt Rechte, aber die müsst ihr jetzt verteidigen. Empfehlenswert ist auch eine Rechtsschutzversicherung. Das Unternehmen/die Investor*innen und seine (vielen weiteren Ableger*innen) bzw. die Geschäftsführer*innen solcher Firmen werden euch in den nächsten Monaten hart zusetzen. Umso besser, je mehr ihr in die Öffentlichkeit geht. Dessen müsst ihr euch bewusst sein. Ihr spielt nach den Regeln, die andere Seite eher nicht. Haltet Hausplena ab, redet miteinander, trefft euch regelmäßig, klopft Grenzen ab wie weit jede*r von euch gehen mag und kann. Kommuniziert nach außen was das mit euch macht! Das ist ein sehr wichtiger Punkt – offen zu legen in welcher Situation ihr euch befindet schafft Klarheit, Stärke und Solidarität. Sucht Verbündete, zeigt euch solidarisch mit anderen in ähnlichen Situationen befindlichen Menschen/Gruppen/Häusern. Vernetzt euch (auch und vor allem überparteilich)!

Wenn ihr Konsens über eine gemeinsame Strategie habt verteilt Aufgaben.

1. Rechercheteam (inkl. Archiv)

2. Kommunikationsteam (mit Ämtern…)

3. Öffentlichkeitsteam (Wer nimmt Kontakt mit Journalist*innen auf? Wer bespielt die social media Seiten? Wichtig: Konsens darüber was gepostet wird nicht vergessen und Konspirativität.) Seid euch bewusst, dass man mitunter versuchen wird euch auszuhören. Wer genau die social media Kanäle bespielt ist egal, da es im Konsens geschieht. Im günstigsten Fall lasst ihr vorher ohnehin eure*n Anwält*in drüber schauen. Exakt bleiben!

4. Dokumentiert alles! Mit Datum, Ort und Uhrzeit sowie die Zeug*innen! Dafür bieten sich pads an die jede*r bespielen kann, so er*sie*es den Link hat. Regelmäßig Sicherungskopien mit Datum hiervon anlegen nicht vergessen. Fertigt Screenshots an von den taktischen Bewegungen der Gegenseite (google Rezensionen, social media etc.). Wenn sich eine Sanierung ankündigt und die Handwerker*innen im Haus stehen, fotografiert alles damit man beispielsweise den Urzustand belegen kann (Archiv gut ordnen und verschlagworten).

5. Richtet euch selbstverständlich eine gemeinsame Emailadresse ein, auf die jede*r Zugriff hat und mit der nach außen kommuniziert wird. Achtung! Im Schriftverkehr mit der Verwaltung/Eigentümer*innen immer auf die postalische Schriftform bestehen und Briefe selbst nur per Einwurfeinschreiben versenden. Generell ist die Kommunikation sehr spärlich zu halten. Kein Austausch ohne Beteiligung von Anwält*innen, so dies möglich ist. Gebt so wenig persönliche Daten, wie nötig weiter. Dass die*der Vermieter*in eure Postadresse hat reicht völlig aus. Niemals Telefonnummern oder Emails weitergeben! Der Mieterverein kann euch hierzu weiter beraten. Kurzum: lasst euch nicht anquatschen und nicht auf „Treppengespräche“ ein. Jedes Schreiben der Gegenseite durch den Mieterverein oder eine*n Rechtsanwält*in überprüfen lassen. Betroffene Mieter*innen berichteten uns bereits von den infamsten Versuchen mittels großer Ankündigungen (Umbauten, Sanierungen oder Mieterhöhungen) Mieter*innenrechte auszuhöhlen. Bei angekündigten Umbauten empfiehlt es sich ohnehin das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung (kurz AWS) zur Sache zu befragen. Informiert euch!

Warum das alles? Man wird versuchen euch mürbe zu machen. Man schaut wo ihr mitunter Schwächen zeigt/habt. Auch wird man euch mitunter Geldangebote machen, damit ihr auszieht (inkl. s.g. Aufhebungsverträge, die dann juristisch auch nicht mehr anfechtbar sind).

Seid euch im Klaren, dass man euch – sagen wir mal für einen Auszug – 5000 Eu pro Wohnung bietet, ihr dieses Geld innerhalb eines Jahres an Mehr-Miete woanders wieder verlieren werdet! 5000 Eu sind in Leipzig meist viel zu wenig, aktuell sind 20 000 bis 54 000 pro Entmietung vor Ort unter Umständen üblich, das zeigen Berichte anderer Betroffener. Aber selbst fünfstellige Beträge sind recht schnell aufgebraucht und rechtfertigen keineswegs den Auszug aus eurer tollen Wohnung. Und ihr braucht ja auch erst noch neuen sicheren Wohnraum der euch auch zusagt und den ihr euch leisten könnt! 

Wenn ihr Fragen habt kommt auf uns oder andere Initiativen zu und schildert was euch zusetzt!

Als Bündnis United Capitulation haben wir mit den verschiedensten Mieter*innen ein und derselben Geschäftspraxis zweier Leipziger Wohnraumspekulant*innen Kontakt. Nach dem Öffentlichwerden, dessen was in einzelnen Häusern ein und derselben Firma passierte, folgte immer mehr mediale Berichterstattung und der Druck auf die Mieter*innen ließ merklich nach. Teilweise zog sich die Firma wieder aus einzelnen Objekten zurück, bzw. verkaufte ihre bzw. die privat erworbenen Einzelobjekte einer der beiden Geschäftsführer*innen wieder weiter. Dass diese beiden Geschäftsführer*innen jeweils mehrere Firmen besitzen und auch ständig die Namen ebenjener Firmen sich ändern, kann man recht gut im Handelsregister nachvollziehen. Seit letztem Jahr ist das sogar kostenlos. Nach wie vor gibt es auch Drittanbieter, welche für bestimmte Auskünfte eine Pauschale verlangen. Für die Suche im Handelsregister benötigt ihr etwas Geduld und den exakten Namen der Firma. Schlagt nach mit wem ihr es da zu tun habt und verschafft euch auf den Seiten der Drittanbieter, mit welchen Firmen oder Einzelpersonen eure Vermieter*innen noch verbunden sind, einen Überblick. Je mehr Menschen Widerstand gegen die unwürdigen Praktiken solcher Investmentgeflechte leisten, desto weniger werden sie zukünftig erfolgreich sein. Haltet zusammen und unterstützt euch gegenseitig!

So konnten sich beispielsweise Mieter*innen in Reudnitz in der im Leipziger Osten befindlichen Harnackstraße 10 erfolgreich gegen Praxen von Entmietung oder dem Verkauf ihrer Wohnungen an jeweils einen der Geschäftsführer*innen einer Leipziger Firma zur Wehr setzen. Mindestens temporär. Die Firma und ihre weiteren Konstrukte versucht seit der negativen/kritischen Medienberichterstattung ihre Spuren zu verwischen. So entstehen immer wieder neue Firmen die auch mal schnell ihren Namen wechseln können.

Dass das Agieren von United Capital RE GmBH (Jan Böhmermann in der ZDF Magazin Royale Folge vom 24.11.2023 „die inzwischen RS Wohnwerte heißen“, hier ab 14:30 min) nicht ohne die berühmten Hobelspäne vonstatten ging, kann man gut in unserer Pressesammlung sukzessive nachvollziehen.

Wenn ihr schauen wollt, ob eure Vermieter*innen noch in anderen Objekten tätig sind schaut  doch mal bei www.wemgehoertdiestadt.de/leipzig vorbei. Man kann der Initiative auch schreiben und es wird einem bei der Recherche geholfen bzw. eure Informationen werden gesammelt.

Dass der Druck, der auf euch lastet, eigentlich auf die etablierte Politik verteilt gehört und hier dringend Handlungsbedarf besteht, dürfte allen klar sein. Warum also nicht mal die Parlamente bespielen und abklopfen wie die gewählten Vertreter*innen in den einzelnen politischen Parteien zu euch und eurem Recht auf kostengünstiges und sicheres Wohnen stehen? Was ihr auch machen könnt, ist eure gewählten Vertreter*innen mit Fragen konfrontieren deren Antworten auch andere Mieter*innen/allgemein die Öffentlichkeit interessieren könnte.

Was in dieser Hinsicht in Leipzig bisher in Bezug auf unser Beispiel alles geschah kann man unter Parlamentarische Anfragen nachlesen.

Einen besonders schweren und abstoßenden Fall, was einem*r als Mieter*in alles widerfahren kann dokumentierte der mdr am 2.2.2022 in der Sendung Exakt: Vorgetäuschter Eigenbedarf – Mieter werden aus lukrativen Vierteln vertrieben.

Und zu guter letzt nicht ganz unwichtig. Schaut auch erstmal ob eure Wohnung/euer Haus in einem Gebiet der sozialen Erhaltungssatzung liegt. Online kann man das ganz gut auf der Internetseite der Stadt Leipzig beim Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung (kurz AWS) nachvollziehen. Gebt dort unten in der Maske euren Straßennamen ein und überprüft ob ihr im umgangssprachlich genannten Milieuschutzgebiet wohnt/lebt/mietet. 

Sehr empfehlenswert ist es auch beim AWS nachzufragen ob Umbauten und hochpreisige bzw. aufwendige Sanierungen in eurem Haus überhaupt zulässig sind. In Gebieten der sozialen Erhaltungssatzung gibt es hierfür bestimmte Regeln, auf deren Einhaltung ihr als Betroffene selbst insistieren müsst. Die Erfahrungen haben nämlich gezeigt, dass notwendige Bauanträge garnicht erst gestellt werden und Wohnraum überteuert auf den „Markt“ zurückgeworfen wird. Schaut euch auch mal das Baugesetzbuch (§172 Abs. 4 Satz 1 BauGB) an und wenn Umbauten im Viertel stattfinden freuen sich die Mitarbeiter*innen des AWS über anonyme Hinweisgeber*innen.

Das ist insofern sehr wichtig in den bereits erwähnten Gebieten der sozialen Erhaltungssatzung. Kein Umbau ohne vorherige Genehmigung. Dass sich eine Leipziger Firma bzw. ihre Geschäftsführer*innen mit einem Ordnungswidrigkeitsverfahren nach § 213 Abs. 1 Nr. 4 BauGB auseinandersetzen müssen, welches an die Bußgeldbehörde des Ordnungsamtes gerichtet wurde, kann man hier nachlesen (Punkt 2). Edit: Im Mai 2024 ist dieses Verfahren nunmehr abgeschlossen und die Firma bzw. ihre Geschäftsführer*innen müssen die Strafe von 30.000 Eu (§213 Abs. 3 BauGB) zahlen. Siehe Antwort auf Anfrage im Stadtrat (VII-F-10319-AW-01) beantwortet in der Sitzung vom 22.5.2024. Das solche Anfragen im Stadtrat sehr wichtig sind bekräftigt die Abgeordnete Juliane Nagel in ihrer Pressemitteilung vom 23.5.2024: „Sanktionen wegen Missachtung des Milieuschutzes: Engagement von aufmerksamen Nachbarschaften zahlt sich aus“.

Bitte vergesst auch nicht, dass es in Leipzig eine abgesenkte Kappungsgrenze von 15% bei Mieterhöhungen gibt. Die Miete darf bei bestehenden Mietverhältnissen nur alle drei Jahre um weitere 15% angehoben werden (Stand Juni 2023).

Seit Juli 2022 gilt außerdem die Mietpreisbremse, die Neuvermietungen von Bestandswohnungen bei 10 % über der ortsüblichen Vergleichsmiete deckelt. Für alle ab 1. Januar 2019 neu entstandenen Mietverhältnisse gilt Folgendes: Vermieter*innen müssen Mieter*innen vor Abschluss des Mietvertrages unaufgefordert darüber informieren, ob sie sich auf eine Ausnahme von der Mietpreisbremse berufen. Weitere Infos dazu gibt es hier.

Wie ihr gesehen habt, stehen euch also zumindest ein paar Instrumente zur Verfügung, damit ihr in eurem vertrautem Heim wohnen bleiben könnt.

Mit diesem kleinen Leitfaden haben wir versucht die wichtigsten Tipps für Mieter*innen zusammenzutragen. Der Leipziger Wohnungsmarkt ist derzeit nicht nur angespannt sondern im wahrsten Sinne des Wortes aus den Fugen. Wenn wir uns alle zusammen setzen, beratschlagen, austauschen, gegenseitig unterstützen, können wir vielleicht unserer Forderung „Die Wohnungen denen die darin wohnen!“ mehr Schlagkraft verleihen. Sei(d) dabei! Wir sind viele und es ist auch unsere soziale und gesellschaftliche Verantwortung der Spekulation mit Wohnraum etwas entgegen zu setzen. 

Bündnis United Capitulation, Juni 2023