Wogegen wir uns wehren

Wer im Januar 2022 die Medienberichte in und über Leipzig aufmerksam verfolgt hat, dem oder der könnte mitunter aufgefallen sein, dass ein recht junges Immobilienunternehmen durch augenscheinlich fragwürdiges Agieren ins Rampenlicht der Öffentlichkeit trat. Die United Captital RE GmbH Leipzig präsentiert sich als seriöses Unternehmen, das Wohnraum für Studierende schaffen. Dabei gestaltet es Wohnungen in einer Weise um, die wie folgt kurz beschrieben wird. Wohnraum, der seinen Bewohner*innen teils über Jahrzehnte zum Zuhause wurde, wird durch United Capital in beengte Studierendenappartments umgewandelt. Im Kontext des Unternehmens taucht auch die Immobilienfirma Immohub auf, an der die Geschäftsführer von United Capital mit Beteiligungsfirmen zu insgesamt 50 % beteiligt sind.
Mehrfach soll United Capital oder seine Geschäftsführer Kevin Rader und Sven Schwarzat mittels angedeuteten Eigenbedarf („Na klar: würde die Wohnung gerne selbst nutzen“ siehe mdr exakt Bericht vom 2.2.22) versucht haben, Bestandsmieter*innen so aus ihren Wohnungen zu drängen. Uns ist mindestens ein Fall bekannt, bei dem ein solches Kündigungsschreiben durch den Mieterverein geprüft wurde. Dabei wurde festgestellt, dass das Schreiben nicht rechtens war und so zurück gewiesen werden konnte.Doch manche ließen sich bereits schon bei der kleinsten Andeutung von Eigenbedarf einschüchtern, suchten sich Alternativen und zogen voreilig aus. Andere ließen sich mittels Aufhebungsvertrags zu vergleichsweise geringen Summen rauskaufen.

> Darum empfehlen wir allen Betroffenen, sich durch solche Ankündigungen nicht einschüchtern zu lassen, sich beim Mieterverein Leipzig zu melden und die Schreiben professionell prüfen zu lassen. Jede Kommunikation mit dem Unternehmen und ihren Protagonist*innen sollte schriftlich geführt werden, jede Handlung, Ansprache und jeder ungewöhnliche Vorfall sollten dokumentiert werden! Dazu eignen sich Gedächtnisprotokolle oder so genannte Hausbücher in die alles eingetragen wird. Altvermieter*innen und Hausverwaltungen sollten dringlichst auf die Einhaltung der Bestimmungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hingewiesen werden. Niemand darf einfach eure Telefonnummer oder Emailadresse weitergeben. In Treppenhäusern abgelegte Schriftstücke haben keine rechtliche Wirkung. Im Schriftverkehr ist auf die allgemeine Form – Ort, Datum, Adressat und Absender mit Unterschrift zu bestehen!

Zahlreiche der Wohneinheiten von United Capital bzw. privat erworbene Wohnungen der beiden Geschäftsführer liegen in so genannten sozialen Erhaltungsgebieten, die Stadt Leipzig beziffert diese auf 23. In den bisher acht Sozialen Erhaltungsgebieten soll die Bestandsbevölkerung vor Verdrängung geschützt werden. Laut der Stadt Leipzig darf „Vorhandener Wohnraum in Gebieten Sozialer Erhaltungssatzungen […] nicht in einer Weise verändert werden, dass er für die im Gebiet ansässigen Bevölkerungsgruppen nicht mehr geeignet ist. Darum stehen Rückbau, Nutzungsänderungen und Änderungen baulicher Anlagen unter einem Genehmigungsvorbehalt der Stadt. Das bedeutet, dass Eigentümer*innen verpflichtet sind, alle diese Bauvorhaben vorab durch die Stadt genehmigen zu lassen. Dazu gehören auch Maßnahmen, die nach sächsischer Bauordnung keiner Baugenehmigung bedürfen“. Scheinbar hat United Capital in mindestens einem Fall gegen die Regeln der Erhaltungssatzungen verstoßen. Im April 2022 antwortete die Stadtverwaltung auf eine Stadtratsanfrage, dass im Hinblick auf die Bautätigkeit ohne erforderliche Genehmigung geprüft wird ob ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen United Capital einzuleiten ist.

> Falls deine Wohnung in einem Erhaltungsgebiet liegt und United Capital oder ihre Geschäftsführer diese gekauft haben oder im Begriff sind zu kaufen oder sich dort baulich zu schaffen machen, melde dich umgehend beim Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung (AWS) und frage nach, ob es hierfür eine Baugenehmigung gibt! Umbauten sind genehmigungspflichtig! Nur wenn Anwohner*innen, Nachbar*innen oder Betroffene diese Veränderungen melden und dem AWS gleich auch noch die Hausverwaltung der betreffenden Wohnungen benennen, kann eine Überprüfung der Rechtmäßigkeit stattfinden.

Das Unternehmen betätigt sich in Ankäufen und wirbt auf seiner Facebookseite recht unverhohlen mit fiesen Praxen: „Wir suchen Wohnungen, Einfamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser bis zum Volumen von 3 Mio. Euro pro Projekt. Gern auch ,Problemobjekte‘mit schwierigen Mietern, Renovierungsbedarf oder Ähnliches“ (LZ vom 19.1.22). Das Kapital wirbt United Capital auch von Co-Investoren ein und verspricht Renditen von 9 bis 12 %. Mit Blick auf den Bundesweiten Durchschnittswert, den die sogenannten „Immobilienweisen“, renommierte Ökonomen, die jährliche Einschätzungen zum Immobilienmarkt anfertigen, für 2021 auf 3,8% bezifferten, ist dieses Renditeversprechen mindestens unseriös und legt unlautere Geschäftspraxen nahe.

Die aufgerufenen Mietpreise für die kleinen Zimmer – in der Harnackstraße 10 in Reudnitz beispielsweise über 17,50 Euro oder 270 Euro für ein 7-Quadratmeter- oder 310 Euro für ein 10-Quadratmeter-Zimmer – legt nahe, dass United Capital mit fiesen Entmietungspraxen maximalen Profit aus Studierenden herauspressen will.

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Wir wollen mit diesem Blog auf die Geschäftspraxis von United Capital und seinen Protagonist*innen hinweisen, Betroffene animieren sich zu wehren und sich zu vernetzen! 
Kontakte: 
Mieter*innen- und Betroffenenvernetzung: vernetzung@linxxnet.de

Stadtteilrundgang zum Housing-Action-Day im Leipziger Osten

Start: Samstag, 26. März 2022, 14 Uhr an der Wilhelm-Wander-Schule (Schulze-Delitzsch-Straße 23)!

In Leipzig verschärfen sich in den letzten Jahren die Probleme rund um das Thema Wohnen drastisch. Die Mieten steigen rapide und viele Menschen stehen vor der Frage, ob sie sich ihre Wohnung noch weiter leisten können. Dazu kommen Immobilienkonzerne, die mit ihren Spekulationen auf Wohnraum den Druck auf Mieter:innen weiter erhöhen.

Hierbei fällt in letzter Zeit öfter ein Name: United Capital RE. Das Unternehmen fällt durch sein aggressives Auftreten auf dem Wohnungsmarkt auf, indem es einzelne Wohnungen aufkauft, die Mieter:innen versucht zu verdrängen und die Wohnungen danach verteuert an Studierende vermietet. Dabei schrecken sie laut Angaben von Betroffenen nicht davor zurück, mithilfe von psychischem Terror und Sabotageakten die Mieter:innen weiter einzuschüchtern.

Auf Initiative von Betroffenen hatte sich daher eine Vernetzung gebildet, die sich gemeinsam mit verschiedenen Aktionen gegen die Praktiken von United Capital verteidigen möchte. Auch das Solidaritätsnetzwerk Leipzig ist Teil davon, weswegen wir zum bundesweiten „Housing-Action-Day 2022“ einen Stadtteilrundgang im Leipziger Osten geplant haben, der an einigen von den United Capital betroffenen Objekten entlanglaufen soll. Dabei wollen wir die Menschen über die unsäglichen Methoden von United Capital informieren und Mieter:innen dazu animieren, selbst aktiv gegen ihre Verdrängung zu werden. Schließt euch also am 26. März dem Rundgang an und zeigt eure Solidarität mit allen Mieter:innen!

Presse zum Thema

2025 – eine 14er WG in der Demmeringstraße 100a Leipzig-Lindenau sorgt für Aufsehen

2025 – Mieter*innen beginnen sich zu wehren gegen Verwertungskündigungen

Aktualisiert: Parlamentarische Anfragen zum Thema

Im Stadtrat

Die Antworten zu den Anfragen im Stadtrat befinden sich im Allris System immer unten unter „Stammbaum“ und sind mit „AW“ selbsterklärend extra gekennzeichnet:

Im Landtag

Sonstige Anfragen

Beschlussvorlagen im Stadtrat Leipzig